Donnerstag, 14. Mai 2015

No Regrets

Hallo ihr Lieben!

30 Tage! 30 Tage bleiben mir noch und dann soll das Alles, was ich mir hier mühsam aufgebaut habe vorbei sein?! Es ist echt verrückt. Drei volle Jahre habe ich auf mein Auslandsjahr hingefiebert. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an meinen Traum gedacht habe. Und dann ging alles ganz schnell. Das Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen, das Bewerbungsgespräch, der Gastfamilienbrief, der Konsulattermin und dann schließlich das sehnsüchtige Warten. Es gab Tage an dem ich stündlich mein E-Mail Postfach gecheckt habe. Und dann nach 5 langen Monaten war es endlich soweit. Das Warten hatte ein Ende. Plötzlich wusste ich wo ich bald wohnen würde - Texas. Ich glaube ich habe nicht einmal daran gedacht eine Gastfamilie in Texas zu bekommen. Auch wenn das einer der größten Staaten ist, war Texas irgendwie nie "in my mind". Tja, und dann stand plötzlich in Großbuchstaben "Deine Gastfamilie in TEXAS" in der Betreffzeile. Um ehrlich zu sein, hatte auch ich anfangs die typischen Klischeebilder im Kopf. Ich sage nur Cowboys, Barbecue, Rodeo, und natürlich der Akzent :D Und diesbezüglich wurde ich auch nicht enttäuscht. Nicht selten sieht man hier Menschen mit Cowboyhüten und- stiefeln und "y´all" hört man auch nicht gerade selten. 

Aber eben nicht nur!

Houston ist wahrscheinlich eine der vielfältigsten Städte in den USA. Erst letztens habe ich mich mit meiner Gastmutter unterhalten und sie meinte, dass es wahrscheinlich keine Nation im Großraum Houston gibt, die nicht vertreten ist! Und ich muss sagen, dass ich diese "ethnic diversity" wahrscheinlich auch mit am meisten vermissen werde bzw. mir das wohl als einer der größten Unterschiede auffallen wird...

Ein weiteres Klischee, was sicht nicht nur auf Texas bezieht, war natürlich auch die Größe von allem. Inzwischen ist es für mich normal, dass man im Supermart vorzüglich nur die 4 Liter großen Milchflaschen kaufen kann, die Butter so groß ist wie der der Kopf eines Kleinkindes ist und die Medium Coke bei Whataburger in Deutschland locker als XXL duchgehen würde. 




Aber nicht nur mit den Lebensmitteln sind die Amerikaner etwas großzüger, als wir Deutschen. Als ich zum ersten Mal im Internet nach meiner jetzigen Schule gegoogelt habe, war ich nicht nur "super excited", weil meine High School einfach verdammt cool aussieht, sondern auch wegen der Größe. 2500 Schüler gehen auf meine Schule. Ein Jahrgang ist alleine schon so groß, wie meine gesamte deutsche Schule. Nach einem etwas holprigen Start, ist aber auch jetzt diese immense Anzahl von Schülern zur Normalität geworden. Ich habe mich nicht nur an das tägliche Hin- und hergeschubse in den hallways gewöhnt, sondern auch daran, dass ich auch jetzt noch jeden Tag mindestens ein neues Gesicht sehe. Und das ist kein Scherz!

Jetzt aber wieder zurück zu meiner Vorbereitungszeit. Woche um Woche verging und plötzlich stand auch schon mein Vorbereitunsseminar in Frankfurt an. Die 2 Tage vergingen wie im Flug und meine Vorfreude verdoppelt sich noch zusätzlich. Und dann plötzlich war er da; der letzte Monat in Deutschland. War er doch von mir so lange heibeigesehnt worden, wurde mir auf einmal doch ein bisschen wehmütig zu Mute, auch wenn die Vorfreude überwiegte. Endlich konnte ich konkret das Packen angehen, meine Gastgeschenke vorbereiten und die übrig gebliebene Zeit mit meinen Freunden & Familie genießen.

Und dann war es soweit : der 19. Juli 2014 war da. Und für mich hieß es Abschied nehmen und mich in das Abenteuer stürzen, auf das ich mich so lange vorbereitet hatte und das ich so sehnlichst herbeigewünscht hatte. Soweit ich mich erinnere, habe ich am Flughafen nicht geweint. Zu unrealistisch erschien einfach das, auf was ich mich eingelassen hatte. Und im Nachehein hört sich das wohl schon etwas crazy an: Da verlässt man mit 16 Jahren einfach mal seine komplettes gewohntes Umfeld, um sich alleine in ein Land zu begeben, in welchem man nicht einmal eine einzige Person persönlich kennt.Was hätte nicht alles passieren können... Viele meiner Freunde meinte zwar, dass sie gerne ins Ausland gehen würden ABER eben nicht, um ALLEINE bei FREMDEN zu wohnen. Was wenn... 
So naiv, wie ich war, habe ich mir darüber aber kaum Gedanken gemacht. Nach dem Motto "Das wird schon".

Und es wurde auch! 

Zwar hat es mich um einiges länger gebraucht Freunde zu finden, das Gefühl von Dazugehörigkeit zu entwickeln und den Kulturschock zu überwinden.

ABER

Am Ende habe ich all das und noch viel mehr geschafft und bin GLÜCKLICH!!!

Ich weiß nicht, ob mein Auslandsjahr, das Beste Jahr meines Lebens war - wahrscheinlich aber schon. Noch nie war ein Jahr so ereignisreich, lehrreich, überwältigend aber eben auch enttäuschend. Vieles ist anders gekommen, als ich es mir vorgestellt hatte. Manchmal schien es, als ob ich nicht mehr Vorrankomme. Aus diesen schwierigen Situationen habe ich aber fürs Leben gelernt und bin zu der Person geworden, die ich jetzt bin.

Tja, und jetzt stehe ich schon wieder am Ende meines Auslandsjahres. In 30 Tagen werde ich "Goodbye" sagen müssen, zu all den Menschen, die vor einem Jahr noch Fremde waren aber langsam zu Freunden wurden. In 30 Tagen werde ich "Goodbye" sagen müssen zu meinem "American Life", dass so anders ist als mein "German Life", welches ich aber doch zu lieben und schätzen gelernt habe und welches für immer irgendwie einen Platz in meinem Herzen haben wird...

Und in diesem Sinne "NO REGRETS"!

Bis bald,
Carla


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